Begegnung auf Augenhöhe
Insgesamt 1,4 Millionen € wurden hier in den letzten 2 Jahren investiert.
So entstand eine neue Halle für die Schlosserei, die Küche wurde modernisiert und erweitert und der Altbau saniert. Werkstattleiterin Heike Sander und Fertigungsleiter Jörg Lohmüller stellten den Gästen die „neue" Werkstatt vor. Im kommenden Jahr sollen noch die Außenanlagen fertiggestellt und die Turnhalle saniert werden.
Zurzeit werden 185 erwachsene Personen in der Werkstatt betreut und beschäftigt.
Die Teilnehmerinnen bekamen einen Einblick in den Förderbereich, in dem 20 Schwerst- und Mehrfachbehinderte in 4 Gruppen betreut werden. Anschließend ging es weiter in die Produktion, in der sowohl für externe Auftraggeber verschiedene Tätigkeiten wie Montagearbeiten, Kabelkonfektionierung, Metallbearbeitung, Sortierarbeiten oder Verpackungsarbeiten durchgeführt werden als auch Eigenprodukte gefertigt werden. Der Umsatzrenner ist inzwischen die Kerzenfertigung, die die Mitarbeiterin Nicole Sommer vorstellte. Hier werden Kerzen auch auf Bestellung mit individuellen Bildern und Beschriftungen gefertigt. Kauf oder Bestellung sind jederzeit zu den normalen Arbeitszeiten zwischen 7:30 und 15:30 Uhr möglich. Frau Sommer ist auch Werkstatträtin. Analog zum Betriebsrat in privatwirtschaftlichen Unternehmen hat die Werkstatt 7 Werkstatträte, die die Interessen der betreuten Mitarbeiter vertreten.
Eine große Tätigkeitsvielfalt bietet auch der Hauswirtschaftsbereich mit eigener Wäscherei und großer Küche.
Am Anfang durchlaufen alle Mitarbeiter eine 2 1/2 -jährige Ausbildung. „Zunächst wird geschaut, für welchen Bereich Interesse besteht und wie groß der Förderbedarf ist. Die Auszubildenden gehen 2-mal pro Woche in die Berufsschule. Inzwischen gibt es auch die Möglichkeit der Außenausbildung bei externen Firmen. „Der Auszubildende und der ausbildende Betrieb werden von uns betreut. Die Auszubildenden sind sehr motiviert und wir würden uns freuen, wenn wir mehr Firmen im Umkreis für dieses Ausbildungsmodell gewinnen könnten", wünscht sich Sander.
Die Gäste von der Frauenunion konnten sich von der Professionalität der Arbeit überzeugen. „Auch hier gibt es durchaus Kosten- und Termindruck, die Werkstatt hat ein eigenes QM-System und ist zertifiziert nach DIN EN ISO 9001" erläuterte Jörg Lohmüller. Dies sei aber auch wichtig: Früher sei es eher um das Betreuen und Behüten der geistig Behinderten gegangen, heute sei der Fördergedanke wichtiger, ein vielfältiges Beschäftigungsangebot und die Begegnung auf Augenhöhe.
So stelle auch das Arbeitsamt inzwischen höhere Anforderungen an die Ausbildung geistig behinderter Menschen. Heike Sander hat damit kein Problem: „Damit haben sie bei uns offene Türen eingelaufen."
Alle Teilnehmerinnen waren beeindruckt von der hellen freundlichen Ausstattung der Räumlichkeiten und dem freundlichen Umgang untereinander.
Heike Sander konnte diesen Eindruck nur bestätigen. Sie betrachtet ihre Arbeit ein Stück weit auch als ein Geschenk, bei der sie sehr viel zurückbekommt.