Auf Anregung der friesischen Jungen Union veranstaltete die CDU Friesland eine Podiumsdiskussion zur Organspende, ein Thema, das aktuell auch die Bundespolitik beschäftigt.
Ein vielseitig besetztes Podium beleuchtete die Materie medizinisch, ethisch, juristisch und insbesondere auch aus dem persönlichen Blickwinkel.
Die Kreisvorsitzende Christel Bartelmei führte ins Thema ein, der stellvertretende Vorsitzende der CDU Jever, Sebastian Werl führte durch die Diskussion.
Das vielseitig besetzte Podium stand Rede und Antwort 2017 gab es nur 797 Organspender, die 2594 Organe spendeten. Die Zahl der Spender sinkt. Dem stehen mehr als 12.000 Menschen gegenüber, die auf eine Organspende warten, oft jahrelang.
Dabei stehen ca. 84 % der Bevölkerung einer Organspende positiv gegenüber.
Die Vorsitzende des Vereins Organtransplantierte Ostfriesland e.V., Barbara Backer konnte aus persönlicher Betroffenheit berichten, sie bekam nach einer zweieinhalbjährigen Warte- und Leidenszeit eine neue Leber. Ihr Verein engagiert sich sehr in der Aufklärung zu der komplexen Thematik und begleitet Betroffene. Ihr persönlicher Spender lebt in 7 Menschen weiter. Sie zitierte sehr berührende Worte der Mutter ihres Lebensretters. Ihr liegt es am Herzen, dass sich mehr Menschen bewusst für die Bereitschaft zur Organspende entscheiden.
Deutschlandweit gibt es weniger als 100 Organspende-Koordinatoren. Der Chefarzt der Klinik für Anästhesie am Elisabeth-Krankenhaus Thuine und Transplantationsbeauftragte Dr. med. Christian Prause hat diese Zusatzausbildung und konnte deshalb die ärztliche Seite sehr kompetent darstellen. Er erläuterte den Zuhörern die Diagnose Hirntod und den bürokratischen und medizinischen Ablauf einer Organspende. Die Feststellung des Hirntodes ist sehr aufwendig und muss von 2 erfahrenen Fachärzten unabhängig voneinander festgestellt werden. Mindestens einer der Ärzte muss ein Facharzt für Neurologie oder Neurochirurgie sein. Dr. Prause räumte mit dem Vorurteil auf, es gäbe ein festes Maximalalter für Spender und Empfänger: „Für die Spende selbst gibt es keine Altersgrenze, das hängt vom Zustand der Organe ab. Beim Empfänger wird bewertet, ob noch eine Lebensperspektive besteht und wie der Allgemeinzustand des Patienten ist, so dass theoretisch auch noch ein Siebzigjähriger eine Organspende erhalten kann.“
Er berichtete auch vom schwierigen Ablauf der Gespräche mit den Angehörigen. Meist sei die Bereitschaft zur Organspende nicht in den Familien thematisiert worden. Hier wünscht er sich eindeutigere Regeln zur Willensbekundung.
Der parlamentarische Geschäftsführer der CDU Niedersachsen Jens Nacke saß als Jurist und Vertreter der Politik auf dem Podium. Er konnte von aktuellen Initiativen der Bundespolitik berichten und den bestehenden Regelungen in Europa.
Während in Deutschland die Zustimmungslösung zur Organspende praktiziert wird (der Bereitschaft zur Organspende muss aktiv zugestimmt werden), gibt es in der Mehrzahl der europäischen Länder bereits die Widerspruchslösung (die Ablehnung der Organspende muss aktiv bekundet werden). Zusätzlich ist auch die doppelte Widerspruchslösung im Gespräch: So plädiert Bundesgesundheitsminister Jens Spahn dafür, dass die Organspende immer dann erlaubt ist, wenn der Verstorbene und seine Angehörigen im Vorfeld nicht aktiv widersprochen haben.
Gerade diese Fragestellungen wurden auch von der Jungen Union sehr intensiv diskutiert wie der Vorsitzende Felix Janßen und seine Stellvertreterin Svenja Swijghuizen berichteten. Die JU Friesland hat einen Antrag zur Verbesserung der Spendenbereitschaft formuliert, den sie in die Parteigremien einbringen wird.
Pastor Falko Schilling stellte die Sichtweise der Kirche dar. Selbst lebertransplantiert, sieht er die Organspende als Geschenk. „Sie ist keinesfalls eine gesellschaftliche Bringschuld. Es ist wichtig, dass man ohne moralische Verurteilung auch „Nein“ sagen kann.“
Die Kirchen sehen die Organspende als Akt der Nächstenliebe an. Der Hirntod wird als Tod des Menschen anerkannt. In mehreren Stellungnahmen haben sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche die Organtransplantation befürwortet.
In der Diskussion wurden viele Fragen des Publikums beantwortet. Neben Befürwortern kam auch ein Gegner der Organspende zu Wort.
„Ablehnung muss möglich sein“, befand auch Christel Bartelmei. Sie begrüßt die unermüdliche Arbeit des Vereins Organtransplantierte Ostfriesland. „Wichtig ist es, dass die Menschen gut informiert sind und sich bewusst entscheiden können.“
Sebastian Werl hatte bereits in seinen Eingangsworten deutlich gemacht, worum es bei der Bereitschaft zur Organspende geht: „Wir reden heute nicht über den Tod, sondern über das Leben!“