
„Stellen Sie sich vor, Norwegen beansprucht Wangerooge als Territorium und begründet das damit, dass dort vor 1.000 Jahren ein Wikinger-Schiff geankert hat.“
So beschrieb der Asien-Wirtschaftsjournalist Jens Kastner die militärische Expansionspolitik Chinas im Südchinesischen Meer.
Auf Einladung der CDU Friesland schlug er in seinem Vortrag den Bogen von der Null-Covid-Politik Chinas bis zur aktuellen China-Strategie Deutschlands und der Bedrohung Taiwans.
Genauso rigide wie während der Corona-Pandemie in China die Bürgerrechte beschnitten wurden, wird der Plan „Made in China 2025“ verfolgt.
China will in entscheidenden Branchen wie Informationstechnik, E-Mobilität und verschiedenen Sektoren des Maschinenbaus Weltmarktführer werden und hat dies teilweise bereits erreicht.
Dabei spielt den Chinesen der Ukrainekrieg in die Karten. Während Europa unter hohen Energiekosten leidet, hat China sein Handelsvolumen mit Russland in 2022 um 29,3 % ausgeweitet, im Energiesektor um 50 % und profitiert so von niedrigen Energiekosten.
Dabei konterkariert es nicht nur die internationalen Sanktionsbemühungen gegen Russland, sondern tritt zusätzlich in massive Konkurrenz zur energieintensiven bzw. chemischen Industrie in Europa.
Chinas Standortvorteil wächst, Deutschland wird zunehmend entindustrialisiert.
Unternehmen wie VW, die in China wegen des riesigen Absatzmarktes investierten, könnten allerdings eine große Enttäuschung erleben, den bei Konsumausgaben wird zunehmend zu chinesischen Produkten gegriffen.
Die deutsche Regierung ist nach Dafürhalten Kastners nur unzureichend gewappnet, es fehle an persönlicher China-Erfahrung in den Lebensläufen der Politiker und die viel-diskutierte Entkopplung von China läuft ins Leere.
Im Fall eines chinesischen Überfalls auf Taiwan würden Sanktionen ohnehin unterlaufen werden, da in vielen asiatischen Ländern große Teile der Wirtschaft fest in chinesischer Hand seien.
Gibt es Hoffnung auf eine funktionierende China-Strategie? Jörg Wuttke, Präsident der EU-Handelskammer in China, meint „Ja“ und empfiehlt mehr Selbstbewusstsein:
„60 Millionen chinesische Arbeitsplätze hängen von Exporten nach Europa ab.“
CDU-Kreisvorsitzende Christel Bartelmei hofft, dass Deutschland seine Chancen umgehend nutzt, um wirtschaftlich nicht weiter zurückzufallen. Sie sieht mit Sorge den Trend zur Deindustrialisierung in Deutschland: „Der Anteil der Industrieproduktion an unserer volkswirtschaftlichen Leistung ist im Jahr 2022 erstmalig seit langer Zeit auf unter 20 Prozent abgesunken. Wir müssen schnell Antworten finden in Bezug auf unsere Energiepolitik und Bürokratie, aber auch zu unserem Verhältnis zu China, um dem entgegenzuwirken.“